Medienkombinatorik vs. Disappearing Computer

Hans Dieter Hellige

Veranstaltungsreihe

Happy Front End

Studienrichtung

New Media

Ort & Zeit

Di, 16. Jun 2009, 19:30 Uhr

Lehren aus der HCI-Historie

Seit zwei Jahrzehnten werden in der HCI-Community Lösungen anvisiert und entwickelt, die zu komplex gewordene Interaktion mit Computern an intelligente User Interfaces zu übertragen. Diese sollen in Umgebungen, Räume und alltägliche Dinge eingebettet werden und so proaktiv Dienste und Aufgaben für die ‚Benutzer‘ ausführen. Computer verlieren damit ihren Werkzeug- und Mediencharakter, sie verschwinden in einem integrierten programmgesteuerten Computerspace.

Den KI-basierten Ansätzen des Disappearing Computer wird das Konzept der Medienkombinatorik gegenübergestellt, das an der konkreten Medialität und Sichtbarkeit von Interfaces sowie an der Kontrollierbarkeit von Interaktionen festhält. Kennzeichen der Medienkombinatorik ist die Konzipierung neuartiger Medienkonstrukte und Medienanwendungen aus bestehenden und in Entwicklung befindlichen Medienkomponenten und Interfaces.

Die in der Medienkombinatorik zusammengefassten Methoden der Ideengenerierung und des konzeptionellen medien- und Interface-Designs werden näher vorgestellt anhand von Beispielen der klassischen Meister der Medienkombinatorik (Bush, Licklider, Engelbart, Sutherland, Kay) und neuerer Vertreter (u.a. D. A. Norman) sowie anhand von erstaunlich weitsichtigen Medienantizipationen in Technikutopien, SF-Romanen und informationstechnischen Zukunftsszenarien.

Hans Dieter Hellige, Jahrgang 1943, Professor für Technikgestaltung und Technikgenese mit dem Schwerpunkt Informationstechnik am Forschungszentrum artec der Universität Bremen; Studium der Geschichte mit den Schwerpunkten neuere Wirtschafts-, Sozial- und Technikgeschichte; Promotion 1976 an der TU Berlin; seit 1977 als Historiker in der Ingenieurausbildung an der Universität Bremen tätig; Lehrtätigkeit in den Studiengängen Elektrotechnik und Informationstechnik, Informatik, Medieninformatik, Geschichte; Habilitation 1995 auf dem Gebiet der historischen Technikgeneseforschung; Publikationen zur Geschichte und Bewertung von Einzeltechniken der Telekommunikation und Computerkommunikation, zur Geschichte des Computing und der Informatik, zur Theorie und Methodik der Technikgeneseforschung und Konstruktionslehre, zur Energie- und Ressourcen-Geschichte sowie zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Deutschen Kaiserreichs; seit 1993 Sprecher der Fachgruppe Informatik- und Computergeschichte in der Gesellschaft für Informatik.